Der Eifelwald ist seit Jahrhunderten wichtige Erwerbsgrundlage für viele Menschen der Mittelgebirgsregion. Lohgerbereien nutzten die Rinde von Eichen zum Gerben von Tierfellen, das Holz diente als Brennstoff, es bildete die Grundlage für den Bau der traditionellen Fachwerkhäuser, und durch die Verkohlung ließ sich in großem Stil Holzkohle als Energielieferant für die Schmelzöfen der blühenden Eisenindustrie des Schleidener Landes gewinnen. Diese früher bedeutsamen Waldnutzungen verloren jedoch im 19. und 20 Jahrhundert zunehmend an Bedeutung. Die Eisenindustrie war größtenteils ins Ruhrgebiet abgewandert, Lohgerberei machte dank anderer Techniken keinen Sinn mehr, und Steinbauten ersetzten den Fachwerkbau.
Insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte jedoch für wenige Jahrzehnte eine neue Blüte der Holznutzung ein. Nun war es die holzverarbeitende Industrie, die den Menschen Ersatz-Arbeit verschaffte. Das Industriezeitalter eröffnete dank technischer Fortschritte die Chance zu wirtschaftlichem Sägebetrieb mittels Dampfantrieb und elektrischem Strom, der die Schwungräder rotieren ließ. Im Raum Schleiden-Gemünd bestand beispielsweise das große Sägewerk Faust, in Olef gab es einen weiteren Sägebetrieb, an der heutigen Poensgenstraße in Schleiden sägte das Dartenne-Werk und in Oberhausen verarbeiteten die ‚Eifeler Holzwerke Stamm & Co‘ in den 1930er Jahren den Eifelwald zu Toilettendeckeln, später zu Munitionskisten. In Harperscheid besteht bis heute ein großer Sägebetrieb, um nur einige Beispiele zu nennen. Es gab eine Reihe weiterer kleiner Sägewerke.
Nach 1945 gab es kurzzeitig ein erneutes Aufleben dieser Holzindustrie. Fotos des inzwischen verstorbenen damaligen Mitarbeiters des Sägewerks Dartenne, Wilfried Jansen, aus den frühen Nachkriegsjahren zeigen eindrucksvoll das Geschehen im Werk. Der zeittypische Mangel ist darauf deutlich ablesbar. Hinter der Fahrerkabine eines Langholz-Lastwagens mit ‚Nachläufer‘ sieht man beispielsweise den Holzvergaser, aus dem der Motor mit Energie gespeist wurde. Dabei wurden kleine Hartholzstückchen verschwelt, das entstehende Gas lieferte den Ersatz-Kraftstoff. Die Fahrt damit war noch ein mühseliges und zeitraubendes Geschäft. Auf dem Foto erkennt man unter anderem als Helfer oben Josef Berners, darunter Alois Heinen, ganz links Emil Jansen, ganz rechts Richard Henz, 2. v.l.: Alois Walber. Ein weiteres Foto zeigt die Ausdehnung des Betriebes: Das Holzlager erstreckte sich von der Bundesstraße 258 am Bahnübergang nahezu bis an das Ende der dortigen Bebauung. Die Hallen für die Sägen standen an der talabwärts gelegenen Seite des Werkes.
Heute sind nur noch wenige Bauwerke in dem Bereich erhalten, wo jetzt der Bauhof liegt. Die nötige Energie gewann das Unternehmen aus einer ‚Lokomobile‘, einer großen, fest installierten Dampfmaschine. Die trieb über Transmissionsriemen die Schwungräder an, aus denen die Sägen ihre Kraft holten. Beheizt wurde die Lokomobile mit den in Betrieb anfallenden Sägespänen. Allerdings gingen die weitaus meisten Sägewerke in den folgenden Jahrzehnten unter, heute behaupten sich nur wenige dieser Unternehmen noch auf dem Markt. Statt dessen ist die ‚weiße Holzindustrie‘ nach vorne gerückt. Nicht ohne Grund bezeichnet sich Schleiden als ‚Hauptstadt des Nationalparks‘, der zahlreiche Ausflügler und zunehmend auch Übernachtungsgäste in die Region zieht. Von dem Großschutzgebiet, das weit überwiegend bewaldet ist, profitieren insbesondere Beherbergungsunternehmen und die Gastronomie.