Am 1. Oktober 1920 wurden die Unterlagen und das Personal des bisherigen Staatssteueramtes von Schleiden nach Gemünd in das hier eingerichtete Finanzamt überführt. Als Dienstgebäude hatte die Stadt Gemünd dem Finanzamt ein Haus in der Urftseestraße zur Verfügung gestellt, das bis dahin der Stadt als Kurhaus und Gaststätte gedient hatte. In elf Räumen wurden die Dienststellen des Finanzamtes eingerichtet. Die Benutzung der angrenzenden Stadthalle selbst hatte sich die Stadt Gemünd zur Durchführung von Veranstaltungen vorbehalten.
Die Einrichtung des Amtes war sehr dürftig. Einen Teil der Büromöbel stellte die Kreisverwaltung aus ihren Speicherbeständen leihweise zur Verfügung. Bessere Möbel wurden aus Besatzungsbeständen dazu erworben.
Die sanitären Anlagen waren in den Sommermonaten oft nicht benutzbar und mussten mit einem entsprechenden Hinweis geschlossen werden. Im Bedarfs- oder besser Bedürfnisfall gab es für die Amtsangehörigen dann nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie suchten den Schutthaufen im Kellergeschoss auf und verursachten entsprechenden Gestank im Gebäude oder sie mussten in den 100 m entfernt gelegenen Wald laufen. An den regen Ausflügen in den Wald konnte die Nachbarschaft feststellen, dass das Finanzamt wieder einmal kein Wasser hatte.
Schon bald reichten die gemieteten Amtsräume in der Urftseestraße als Arbeitsräume nicht mehr aus. Daher wurde am 27. Januar 1923 bei einer öffentlichen Versteigerung das alte Apothekengebäude in der Schleidener Straße zum Preise von 14.200.000 Reichsmark erworben. Nachdem die Apotheke verlegt und der Apotheker nach Bonn verzogen waren, zog der Amtsvorsteher in die zur Dienstwohnung erklärte frühere Apothekerwohnung ein. Außerdem konnte in dem Gebäude noch ein Veranlagungsbezirk untergebracht werden.
Die Aufteilung der Dienststellen auf zwei Gebäude, die einen Kilometer auseinanderlagen, konnte nur eine vorübergehende Notlösung sein. Es wurde daher schon bald erwogen, das Gebäude an der Schleidener Straße umzubauen und durch einen Anbau zu erweitern. Im Jahre 1925 wurde dann mit dem Anbau an die Alte Apotheke in der Schleidener Straße begonnen. Der Um- und Erweiterungsbau wurde Mitte 1927 vollendet, so dass der Umzug in ein praktisch neues Finanzamt erst zu diesem Zeitpunkt durchgeführt werden konnte. Die Lage des Finanzamtes in der Nähe der Olef wirkte sich bei Hochwasser allerdings sehr nachteilig aus. Insbesondere bei Schneeschmelze trat die Olef häufig über die Ufer und so drang in fast allen folgenden Jahren das Hochwasser in die Kellerräume des Amtsgebäudes ein.
Im Krieg blieb das Finanzamt als einziges Behördenhaus erhalten, wenn es auch durch den Beschuss stark gelitten hatte. Da alle anderen Behördenhäuser zerstört worden waren, mussten die Bediensteten des Finanzamtes die ohnehin schon knappen Räumlichkeiten nunmehr noch mit der Polizei, der Post, der Stadtverwaltung, dem Amtsgericht und dem Zoll teilen. Im Amtsgebäude war die Zentralheizung nicht mehr betriebsfähig. Die Büroräume wurden deshalb mit Öfen ausgestattet. Die Ofenrohre wurden einfach durch die Fenster nach außen geleitet. Dementsprechend sah die Fassade des Gebäudes bald rußverschwärzt aus.
Im Sommer 1959 war die Belegschaft des Finanzamtes auf mittlerweile 81 Bedienstete angewachsen. Die Büroräume des Gebäudes an der Schleidener Straße reichten nicht mehr aus. Diskutiert wurden sowohl eine Aufstockung des Gebäudes als auch ein Anbau. Letztendlich hätten diese Pläne lediglich Stückwerk bedeutet, so dass sie wieder aufgegeben wurden und durch die Planung eines einheitlichen Neubaus für das gesamte Amt ersetzt wurden. Am 13.April 1960 konnte der Grundstückskauf für das neue Gebäude in der Kurhausstraße getätigt werden. Zur Behebung der akuten Raumnot bot sich als Zwischenlösung das Haus „Marienfels“ in der Bergstraße an. Nach gründlicher Renovierung wurden Mitte März 1960 die Bewertungsstelle, die Grunderwerbsteuerstelle und der Amtlich Landwirtschaftlicher Sachverständiger mit seinem Techniker (Bodenschätzung) in dieses Gebäude umquartiert.
Am 12. Mai 1965 wurde endgültig mit den Arbeiten für die Be- und Entwässerung begonnen und am 17. Dezember 1965 konnte Richtfest gefeiert werden. Am 14. Dezember 1966 wurde das Gebäude durch den Oberfinanzpräsidenten Dr. Gronarz offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die Baukosten betrugen 1.800.300 DM und unterschritten den Voranschlag um 370.000 DM. Aber bereits 1977 bestand weiterer Raumbedarf. Man begann mit der Planung eines Anbaus. Am 28. Februar 1980 wurde Richtfest gefeiert und am 15. Oktober 1980 wurde der Anbau mit 20 Zimmern bezugsfertig. Im Herbst des Kalenderjahres 1981 wurde der Haupteingang von der Westseite auf die Ostseite verlegt.
Im Januar 1984 konnte nach 6 monatiger Bauzeit ein Personen- und Lastenaufzug in Betrieb genommen werden. Dazu mussten auf allen Etagen die Toilettenanlagen verändert und somit auch erneuert werden. Zusätzlich wurde eine Behindertentoilette speziell für Rollstuhlfahrer installiert.
In Vorbereitung auf die Einführung des Kommunikationsrechnersystems wurde im Jahre 1986 der K-Rechner DPS 6/750 installiert. Seit dem 30. Mai 1988 ist das Finanzamt Schleiden mit einer neuen Fernsprechnebenstellenanlage mit automatischer Gesprächsdatenerfassungsanlage ausgestattet.
Am 11. November 1988 wurde mit dem Umbau der Kassenhalle - Aufteilung der Großraumfläche in vier Büroräume und einen Flurbereich - begonnen. Im Rahmen der Ausdehnung der Automationsunterstützung wurde der Betriebsprüfungs-Außendienst im Frühjahr 1993 mit tragbaren PCs ausgestattet. Am 12.06.1995 wurden umfangreiche Bauarbeiten für die Errichtung von DV-Arbeitsplätzen - Ausstattung mit einem LAN-System für die Informations- und Kommunikationstechnik – aufgenommen.
2004 stand die nächste größere Baumaßnahme am Dienstgebäude an. Im Oktober dieses Jahres begannen die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Fassade sowie der Ausbau der im Kellergeschoß bisher als Aktenräume genutzten Räume zu Büroräumen. Diese Arbeiten wurden Anfang 2006 abgeschlossen.
Im Jahre 2007 wurden in zahlreichen Büros die Linoleumböden erneuert und eine neue Schließanlage, mit einem elektronisch programmierbaren Zugangssystem, eingebaut.
Damit das Finanzamtsgebäude nicht nur nach außen hin in neuem Glanz erstrahlt geht auch in 2008 die innere Renovierung weiter. Unter der Leitung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs wird die unbrauchbare Kantinenküche aus den 60er Jahren durch eine zeitgemäße und den aktuellen Vorschriften entsprechende neue Edelstahlküche ersetzt.
Um das inzwischen fast 50 Jahre alte Dienstgebäude modern zu halten wurden in den Jahren 2015 und 2016 mehrere Baumaßnahmen durchgeführt; darunter die Modernisierung des Besprechungsraumes mit Anzeigedisplay für Präsentationen, Fußböden und Alarmanlage. Im Außenbereich wurden neue Parkflächen sowie Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen. Zudem wurde der Vorplatz umgestaltet und neue Fahnenmaste installiert. Nun kann neben der Landesflagge und Bundesflagge zu entsprechenden Anlässen auch die Flagge der EU gehisst werden.
Außerdem wurden Ende 2018 alle Büros mit Plissees ausgestattet. Diese sind auf der Außenseite beschichtet und sind dadurch bei starker Sonneneinstrahlung auch wärmeabweisend. Im Jahre 2019 wurde der Standort des Finanzamts für das Landesprogramm „100xWLAN für öffentliche Gebäude“ ausgewählt und es wurde eine WLAN-Antenne für den öffentlichen Bereich auf dem Gebäude installiert.
Seit Sommer 2019/Frühjahr 2020 nimmt das Finanzamt Schleiden an dem EU- Leadership-Programm “ Unser Dorfbiotop“ der Biologischen Station des Kreises Euskirchen teil. Es wurden 2 Rasenflächen vor dem Haus in eine naturbelassene Fläche und eine neu angelegte Fläche mit altem heimischen Saatgut umgewandelt.
Im Dezember 2019 wurde ein Hybrid-Dienstfahrzeug angeschafft und es wurden 2 E-Ladesäulen aufgestellt.
Das Finanzamt Schleiden hat aktuell 148 Beschäftigte.