Mehr Grün, weniger Grau


Mit einer „Entsiegelungspartnerschaft“ fördert der Kreis Euskirchen die Umwandlung von Schottergärten, Parkplätzen oder anderen versiegelten Bereichen in naturnahe Flächen. Ziel ist es, die negativen Auswirkungen der Bodenversiegelung zu verringern, wie z.B. Hochwassergefahr, Verlust von Biodiversität und die Entstehung von Hitzeinseln. Wer mitmacht und eine entsprechende Fläche entsiegelt, darf sich auch über eine satte finanzielle Unterstützung freuen. Denn der Kreis finanziert die komplette Bepflanzung der neuen Naturinsel und beauftragt dazu einen Gartenbaubetrieb.
„Damit schaffen wir einen attraktiven Anreiz für die Bürgerinnen und Bürger, die versiegelten Flächen wieder in naturnahe Biotope zu verwandeln“, sagt Achim Blindert, der Allgemeine Vertreter des Landrats und zuständige Geschäftsbereichsleiter. „Durch die Umwandlung von Beton- und Asphaltflächen in naturnahe Grünflächen wird der lokale Wasserhaushalt verbessert, Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen und die städtische Hitzebelastung gesenkt.“
Wie funktioniert die Entsiegelungspartnerschaft?

Die Bürgerinnen und Bürger können sich ab heute (16. Oktober) für die Entsiegelungspartnerschaft bewerben. Dazu müssen sie sich mit Name, Adresse, Nachweis des Grundstückeigentums (Grundbucheintrag), Geo-Daten bzw. Flurstück und einem Foto der zu entsiegelnden Fläche auf dem Service-Portal des Kreises Euskirchen bewerben:

https://serviceportal.kreis-euskirchen.de/suche/-/vr-bis-detail/dienstleistung/592802/show bzw.
https://serviceportal.kreis-euskirchen.de/ (Suchbegriff: Entsiege-lungspartnerschaft)

Alle weiteren wichtigen Informationen wie etwa die Mindest- und Maximalgröße der Flächen sowie die Rahmenbedingungen sind ebenfalls auf der Internetseite zu finden.

Die Flächen werden im Anschluss von der Kreisverwaltung mithilfe eines Punktesystems bewertet und ausgewählt. Die Bewertungskriterien des Punktesystems beruhen auf einer Klimarisikoanalyse und der Flächengröße (größere Flächen bekommen mehr Punkte).

Nach der Zusage haben die Bürgerinnen und Bürger zwei Monate Zeit, ihre Fläche zu entsiegeln. Dies dokumentieren sie mit einem zweiten Foto. Bereits im Frühling des kommenden Jahres wird die entsiegelte Fläche von einem Gartenbauunternehmen naturnah bepflanzt. Im nächsten Jahr soll es dann eine zweite Runde der Entsiegelungspartnerschaft geben.

Wie finanziert der Kreis das Projekt?
Die Entsiegelungspartnerschaft ist Teil einer Reihe von naturbasierten Klimawandelanpassungsmaßnahmen, die im Rahmen des Projekts „LAND4CLIMATE“ von der Europäischen Union finanziert werden. Der Kreis Euskirchen nimmt an diesem Projekt als eine von insgesamt sechs europäischen Regionen teil. „In all diesen Regionen geht es darum, Vorsorgemaßnahmen auf Privatflächen im Siedlungsbereich und in der offenen Landschaft gegen Klimarisiken wie Starkregen, Hitzeinseln, Bodenerosion und Biodiversitätsverlusten umzusetzen und die daraus gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse an andere Regionen weiterzugeben“, erläutert Jonathan Schulze von der Abteilung „Kreisentwicklung und Planung“. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren. Insgesamt stehen für die Entsiegelungsmaßnahmen im Jahre 2024/2025 200.000 Euro zur Verfügung.

Mehr Grün statt Grau: Welche Vorteile bringt das?
Der Trend zu immer mehr Hitzetagen und Extremwetterlagen wird sich auch im Kreis Euskirchen in den kommenden Jahren weiter verstärken. An einzelnen Stellen in stark besiedelten Räumen, wo viel Hitze auf viel Beton und wenig Grün trifft, können vermehrt so genannte Hitzeinseln entstehen. Dies stellt die Menschen in dicht bebauten Flächen im Kreis zunehmend vor gesundheitliche Probleme. Grünflächen kommt in diesen dicht besiedelten Gebieten daher eine entscheidende Bedeutung zu. Sie reinigen die Luft, regulieren die Temperatur und den Wasserhaushalt und wirken sich damit positiv auf das Klima und somit auf die Gesundheit aus.

Sind weitere Maßnahmen geplant?
Ja. Eine aktuelle Umfrage im Kreis Euskirchen aus dem Frühjahr 2024 hat ergeben, dass der Klimawandel in den Köpfen der Menschen angekommen ist und vielfach bereits Verhaltensanpassungen festzustellen sind. Eine wichtige Erkenntnis aus der Umfrage ist, dass sich eine große Mehrheit der über 700 befragten Bürgerinnen und Bürgern von den Kommunen und der Kreisverwaltung konkrete Klimawandelanpassungsmaßnahmen wünscht. Daher wird die Kreisverwaltung Euskirchen nun eine große Bandbreite an übergreifenden Maßnahmen umzusetzen, die alle für Mensch und Natur relevanten Handlungsfelder und Handlungsräume abdecken sollen, die von den klimatischen Veränderungen betroffen sind.
Neben der Entsiegelungspartnerschaft sind hier vor allem zwei weitere Großprojekte zu nennen:

1. Die Anlage von zwei Klimaparks und einem Mini-Wald im innerstädtischen Bereich von Euskirchen. Ziele der Maßnahme sind die Reduzierung von Hitzeinseln, die Verbesserung des Wasserrückhalts beispielsweise bei Starkregen und die Förderung der Biodiversität. Vorzugsweise sollten Flächen zwischen größeren Wohnkomplexen ausgewählt werden. Dieses Pilotprojekt wird zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft EuGeBau durchgeführt. Die Gartenarbeiten beginnen noch in diesem Jahr.

2. Naturbasierte Maßnahme in der Landschaft: Als Maßnahme in der freien Landschaft ist die Anpflanzung von Miscanthus (Schilfgras) in Kooperation mit interessierten Landwirten in Planung. Miscanthus wirkt durch sein dichtes Wurzelwerk und sein schnelles Wachstum in mehrfacher Hinsicht verschiedenen Klimarisiken entgegen. So kann durch den Anbau von Miscanthus die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden bei Starkregen signifikant erhöht werden und gleichzeitig die Bodenerosion verringert werden. Zum Anbau von Miscanthus steht der Kreis Euskirchen in engem Austausch mit dem Fachbereich für nachwachsende Rohstoffe der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Im Rahmen dieses Projektbausteins wird auch die Anpflanzung von Hecken und Streuobstwiesen gefördert. Zu den verschiedenen Anpflanzungsarten haben bereits mehrere Informationsveranstaltungen für die Landwirtschaft stattgefunden.

„All diese Maßnahmen sind in der Summe ein starkes Zeichen für das Engagement der Kreisverwaltung, unsere Bürgerinnen und Bürger bestmöglich vor den Folgen der Erderhitzung zu schützen“, betont Achim Blindert abschließend und wirbt konkret für die Teilnahme an der stark geförderten Entsiegelungspartnerschaft: „Das ist eine sehr gute Gelegenheit. Wenn nicht jetzt, wann dann?“

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