Wege aus den Schulden


Im November ist der bundesweite Schuldenatlas der Creditreform für das Jahr 2024 erschienen. In diesem wurde beispielsweise ein leichter Anstieg bei sehr jungen sowie älteren Menschen ab 65 Jahre verzeichnet. Ferner neigen Menschen mit stabilem Finanzpolster demnach eher zum Sparen, während das Überschuldungsrisiko bei denjenigen mit knappen finanziellen Ressourcen gestiegen ist. Und drittens wird erwartet, dass sich die Situation der erhöhten Sparquote und Konsumzurückhaltung mittelfristig wieder umkehren wird.

„Welche Trends bundesweit auch immer aktuell sind, spielt für uns keine so große Rolle – den erstgenannten beispielsweise kann ich nach meiner diesjährigen Praxiserfahrung nicht unterschreiben“, betont Norbert Telöken, Schuldner- und Insolvenzberater in Schleiden und Simmerath. Die Caritas stellt immer wieder fest: Ursachen und Art von Schulden bleiben weiterhin ähnlich, da gibt es nur leichte Verschiebungen. Kollegin Mona Pontzen vom Caritas-Zentrum Kall bestätigt: „In der Regel handelt es sich nach wie vor um Schulden in Zusammenhang mit Immobilien, Autofinanzierungen, Dispokrediten, Schulden durch Versandhaus oder Online-Käufe oder auch Rundfunkbeiträge.“ Auch an den Gründen für Schulden habe sich in den vergangenen Jahrzehnten wenig geändert, wie Kollegin Andrea Zens aus dem Caritas-Zentrum Mechernich ergänzt: „Das sind in erster Linie Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung, Scheidung oder Alleinerziehung, aber ebenso Krankheit, Behinderung nach Unfall sowie Unerfahrenheit im Umgang mit Geld.“

Hinzugekommen seien in den letzten Jahren Probleme von Menschen im dauerhaften Niedriglohn-Sektor, in sogenannten „prekären Beschäftigungsverhältnissen“ oder „ergänzende Bürgergeldempfänger“: „Das Gehalt fällt hier so gering aus, dass ergänzende Leistungen des Jobcenters zur Deckung des Existenzminimums in Anspruch genommen werden müssen. Dies gilt vor allem häufig für Familien“, machen die Mitarbeitenden deutlich. Das diesjährige Ergebnis einer Umfrage, nach der mehr als 2/3 der Schuldnerberatungsstellen einen leichten bis starken Anstieg der Beratungsnachfrage zurückmelden, können sie nur bestätigen. Wer in eine Überschuldung geraten ist, sieht sich häufig in einem aussichtslosen Teufelskreis, der ohne Begleitung nicht durchbrochen werden kann. Der Druck kann so hoch werden, dass Betroffene ernsthaft daran erkranken.

Durch das 1999 eingeführte Verbraucherinsolvenzverfahren gibt es jedoch Möglichkeiten, Schulden zu regulieren und sich von Restschulden zu befreien. Viele haben seither dadurch die Chance auf einen Neustart erhalten. Was möglich ist und wie die ersten Schritte verlaufen, erarbeiten die Fachkräfte des Caritasverbandes in kostenlosen Beratungsgesprächen. Was häufig den Weg zur Schuldnerberatungsstelle erschwert, sei die eigene Scham: „Natürlich fällt es niemanden leicht, seine finanziellen Verhältnisse offen auf den Tisch zu legen. Das wird auch oft als eigenes Versagen erlebt“, stellt Norbert Telöken fest. „Das ist auch der Grund dafür, dass viele Klienten sehr spät in unsere Sprechstunde kommen – teilweise nach mehr als zehnjähriger Verschuldungszeit!“ Zeit, in der sich die Schulden nur noch mehr angehäuft haben. Das lässt sich durch die möglichst frühzeitige Kontaktaufnahme mit den Beratungsstellen vermeiden. Ziel der Beratung ist nicht nur die Regulierung der Schulden, langfristig sollen Ratsuchende zu einem angemessenen Umgang mit Geld befähigt werden, um einer Neuverschuldung entgegenzuwirken.

Wer Fragen zur Klärung seiner Verschuldungssituation hat, kann sich gerne an die Ansprechpartner/innen wenden, um einen Beratungstermin zu vereinbaren:

Erklärvideos zum Verbraucherinsolvenzverfahren und Anlegen von Akten sowie weitere Infos finden Sie auch unter www.caritas-eifel.de > Soziale Arbeit  > Schuldner- und Insolvenzberatung.