Eine besondere Gedenkfeier in Gemünd


Auch in diesem Jahr hat das Städtische Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden unter dem Motto: „stolpern – erinnern – nach vorne schauen“ ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus gesetzt. Die am 10. November 2024 durchgeführte Wiederverlegung der durch die Flut 2021 beschädigten elf Stolpersteine in Gemünd war lange vorbereitet worden. Zusammen mit dem Projektkurs des Schuljahres 2023/2024 hatte Christian Baran, damals Schüler der Q1, erste Ideen für eine Wiederverlegung der Stolpersteine in seiner Portfolioarbeit ausgearbeitet.

Mitglieder der Sozialgenial-Stolperstein-AG 2024(Lea, Kelly, Konrad, Christian, Hlynur und Wiebke) unter der Leitung von Heike Schumacher und Angelika Schmitz und Schülerinnen und Schüler des evangelischen Religionskurses der Q2 unter der Leitung von Angelika Schmitz (Rebekka, Jan, Christian, Felix, Fiona) hatten diese Veranstaltung seit dem Beginn des Schuljahrs 2024/25 weiterentwickelt.

In Zusammenarbeit mit der Stadt Schleiden wurde diese Wiederverlegung Wirklichkeit und mit der Enthüllung einer Zusatztafel zur Synagogen-Mahntafel  und einer Gedenkstunde im Evangelischen Gemeindebüro unter Leitung von Pfarrer Oliver Joswig verbunden.

Nach der Enthüllung der Zusatztafel durch Bürgermeister Ingo Pfennings und Journalist und Buchautor FA Heinen vom Arbeitskreis Erinnerungskultur begann die Ersetzung der beschädigten oder verlorenen Stolpersteine. Elf Stolpersteine wurden insgesamt durch die Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt Schleiden wiederverlegt, damit sie nun wieder gut lesbar sind. Es sind Steine für Amalie Wolff, für die Familie Else, Doris und Edith Haas, für Helene Kaufmann, für die Familie Isidor, Wilhelmina und Kurt Meier, für Albert Wolff sowie für Max Moses Wolff und Hedwig Brück.

Im Gemeindehaus gestalteten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Musikerinnen der Musikschule Schleiden eine würdige Erinnerungsfeier mit Texten von Erich Fried und Margot Friedländer.  Es wurden die Biografien der Opfer ausführlicher erläutert, wobei Moses(10 b) mit einer PowerPoint-Präsentation der Schüler der Klassen 10ab die Vorträge unterstützte. Hlynur Jakob Limbeck aus der Klasse 10b stellte seine Graphic Novel zur Familie Kaufmann mit ihren Söhnen Erich, Richard und Oskar aus Gemünd vor, die er für die WDR-APP „Stolpersteine“ gestaltet.

Insgesamt sechs jüdische Volksweisen -, einfühlsam gespielt von Musikschülerinnen und Musikschülern des Streicherensembles unter der Leitung von Astrid Erdmann-Holder, umrahmten die Vorträge der Biografien. Im Mittelpunkt der musikalischen Auftritte stand die Aufführung dreier jiddischer Lieder des 1944 in Auschwitz ermordeten Komponisten Viktor Ullmann, die von der Sopranistin Sieglinde Schneider gestaltet und vom Pianisten Werner Harzheim auf dem E-Piano begleitet wurden. 

Um die 100 Teilnehmende zeigten, dass sie das Gedenken als wichtige Aufgabe sehen.  In der Nachbetrachtung der Veranstaltung meinten Lea und Konrad (7b) von der Stolperstein-AG: „Es war schön zu erleben, wie andächtig und still alle Teilnehmenden sowohl beim Gedenkweg als auch bei der Abschlussveranstaltung waren.“ Jan aus der Q2 stimmte diesem Eindruck zu: „Unser Programm im Gemeindesaal der evangelischen Kirche war vielfältig und abwechslungsreich. Alle Anwesenden haben zugehört und Mitgefühl gezeigt.“ Rebekka (Q2) hob die Aktionen in der Dreiborner Straße hervor: „Ich fand es interessant, die neuen Stolpersteine zu sehen und bei ihrer Wiederverlegung mitwirken zu können.“

Und Christian, der die Veranstaltung entscheidend durch seine Planungen im Projektkurs-Portfolio vorbereitet hatte, zeigte sich erleichtert: „Ich bin froh, dass die Stolpersteine endlich wiederverlegt worden sind und dass so viele Menschen am 10.11.2024 gekommen sind. Das zeigt, dass ihnen die Aktion wichtig gewesen ist: Wir alle haben Haltung gezeigt und uns gegen Antisemitismus eingesetzt.“

Was passiert nun mit den beschädigten Stolpersteinen, die der Bauhof sorgfältig aufbewahrt hat? Hier gibt es bereits ein neues Projekt: Der Kunstkurs der Q2 wird die Steine zu einem neuen Kunstwerk und Mahnmal zugleich verändern, an dem mit QR-Codes auch weitere Informationen kombiniert werden können. Und weitere Stolpersteine werden auch verlegt werden, denn es sind längst nicht alle Forschungen abgeschlossen.

Text: Christian Baran, Stolperstein-AG, Q2, Angelika Schmitz

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