Zur Abwehr von atomaren, chemischen und biologischen Gefahrstoffen hält die Feuerwehr der Stadt Schleiden am Standort Gemünd eine umfangreiche Spezialausrüstung vor. Auf Rollcontainern verlastet kann diese mit dem dortigen Gerätewagen-Logistik in den Einsatz gebracht werden. Die Ausstattung lehnt sich an jene an, die in den 1990er Jahren bei vielen Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen auf einem sogenannten Gerätewagen-Gefahrgut (3,5t) vorhanden war.
Viel wichtiger als die Technik ist jedoch die Mannschaft, die sich zwischenzeitlich aus Angehörigen der gesamten Feuerwehr rekrutiert. An die Mitwirkenden im ABC-Zug werden besondere Anforderungen gestellt, schließlich absolvieren sie neben dem normalem Ausbildungsdienst in ihren Einheiten zusätzliche Trainings. Ende vergangenen Jahres wurden noch einmal die gesamte Ausstattung erörtert und unter anderem eine Umfüllstrecke mittels Fasspumpe und Handmembranpumpe errichtet. Daran anknüpfend stellte Mitte Januar der Leiter des Dekontaminationszugs im ABC-Verband des Kreises Euskirchen, Pascal Diefenbach aus Schmidtheim, theoretische Grundlagen und Neuerungen der einschlägigen Feuerwehrdienstvorschrift 500 vor.
Aufbauend auf dieses Wissen konnte bereits Anfang März eine praktische Übungseinheit am Feuerwehrgerätehaus in Gemünd durchgeführt werden. Simuliert wurde das Verrutschen von Ladung in einem Stückguttransporter, in dessen Folge ein zunächst unbekannter Gefahrstoff austrat. Für den ABC-Zug eine besondere Herausforderung, denn während sich Einsatzkräfte mit Chemikalienschutzanzügen ausrüsteten, bereiteten andere eine Dekontaminationsstation vor und sicherten den vermeintlichen Unfallort. Ihr vorrangiges Ziel: Die Erkundung des Unfallfahrzeugs nach Ladepapieren oder vergleichbaren Dokumenten zur Stoffidentifikation mit Hilfe der Besatzung des ELW1 und die Verhinderung des weiteren Austritts von Gefahrstoffen durch Absperren oder Auffangen.
„Ein Szenario wie dieses kann praktisch täglich passieren. Wir sind in der Lage, darauf angemessen zu reagieren und vor allem eine erste Menschenrettung und Erkundung durchzuführen“, berichtet Stefan Träger, der Leiter des ABC-Zugs. Mit der vorhandenen Ausrüstung schließe man die Lücke zwischen dem GAMS-Einsatz, der durch jede Einheit sichergestellt werden muss, und der Alarmierung des ABC-Verbandes des Kreises Euskirchen, der sich aus den Zügen Abwehr, Messen und Dekontamination zusammensetze. Im Abwehrzug wirken die Kräfte der Stadt Schleiden übrigens bei größeren kreisweiten Einsätzen mit.
Zum Jahresbeginn erfolgte ein Wechsel der Führungsstruktur des ABC-Zugs. Sebastian Hörnchen, der zwischenzeitlich die Themen digitale Alarmierung und Notfallkommunikation übernommen hatte, schied aus zeitlichen Gründen aus. Stefan Träger wird seitdem von Andreas Kirch aus Dreiborn und Michael Stein aus Harperscheid unterstützt. Im ABC-Zug mitmachen können übrigens Einsatzkräfte aus allen Löschgruppen, unabhängig von Dienstgrad oder ABC-Einsatz-Lehrgang. „Der nächste reguläre Ausbildungsdienst findet am 25. Juni um 19 Uhr in Gemünd statt. Wer Interesse hat, ist dazu herzlich eingeladen“, sagte Stefan Träger.
(Oliver Geschwind, Feuerwehr Schleiden)