Viele Jahre waren sie aus dem analogen Sprechfunkverkehr nicht wegzudenken: Die Fünftonfolgen, deren Aussendung wahlweise Sirenen zum Leben erweckten oder für die Auslösung der Funkmeldeempfänger sorgte. Doch zum Jahresende soll damit Schluss sein. Der Kreis Euskirchen stellt auf die digitale Alarmierung von Einsatzkräften der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr um. Konkret bedeutet dies, dass auch alle Feuerwehrangehörigen aus der Stadt Schleiden neue Funkmeldeempfänger erhalten, berichtet Sebastian Hörnchen, der Beauftragte für den Digitalfunk und die digitale Alarmierung.
Doch bis zur endgültigen Umstellung ist es noch ein weiter Weg. Bis zum zweiten Quartal soll die Standortfinalisierung abgeschlossen sein; ab dann soll der Aufbau der Netzinfrastruktur beginnen, so Kreisbrandmeister Peter Jonas. Insgesamt soll es mehr Standorte geben, als in der ersten Fachplanung angedacht; Funkwellen sollen dadurch eine größere Eindringtiefe in Gebäude erreichen können. „Außerdem werden die Sendestandorte gehärtet, sodass diese mindestens 72 Stunden autark sind“, sagt Jonas. „Nach unseren bisherigen Planungen werden wir Anfang des vierten Quartals mit dem flächendeckenden Probebetrieb beginnen.“ Schon jetzt ist das Einsatzleitsystem für einen Testbetrieb mit dem neuen System umgerüstet worden. „Erste Probealarme wurden bereits im Empfangsbereich nahe der Einheitlichen Leitstelle durchgeführt“, berichtet der Kreisbrandmeister. Zum Jahreswechsel 2023/2024 soll der Wirkbetrieb beginnen, sprich die analoge Alarmierung ist dann Geschichte.
Bis dahin kommt auf Sebastian Hörnchen jede Menge Arbeit zu: „Wir müssen jeder Einsatzkraft in einer Online-Anwendung die erforderlichen Adressen zuweisen, die Meldeempfänger programmieren und letztliche auch die Auslieferung und Einweisung unserer Kameradinnen und Kameraden sicherstellen“, so Hörnchen. Eine Mammutaufgabe, die sich aber lohnt, denn das neue System bietet viele Vorteile. Unter anderem verfügen die neuen Funkmelder über ein Display, in dem alle relevanten Einsatzinformationen abgebildet werden können. Zudem sind Stornoalarme möglich, sodass bei einem Einsatzabbruch auf der Anfahrt befindliche Kräfte eine Nachricht dazu erhalten. „Außerdem prüft der Kreis den Versand von Info-Alarmen. So kann man beispielsweise mit einem diskreten Hinweiston einer Löschgruppe mitteilen, dass sich eines der Fahrzeuge gegenwärtig in der Werkstatt befindet und im Alarmfall nicht zur Verfügung steht“, erläutert Hörnchen.
Insgesamt werden kreisweit rund 3.000 neue Funkmeldeempfänger beschafft. Ebenfalls umgerüstet werden sollen rund 200 Sirenen. Die Sirenen, die über moderne Steuerempfänger verfügen, können künftig auch gezielt angesteuert werden. Dies erlaubt bspw. eine Bevölkerungswarnung entlang von Flussverläufen und zwar über kommunale Grenzen hinweg. Apropos Sirenen: Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat zwischenzeitlich einen Erlass veröffentlicht, nach dem bis zum Ende 2023 die Alarmierung der Feuerwehren nicht mehr über Sirenen erfolgen soll. Diese werden dann exklusiv zur Warnung der Bevölkerung genutzt.
(Oliver Geschwind, FW Schleiden)